Wie Penetrationstests ihr Unternehmen vor einer Katastrophe bewahren können 

Lesedauer: 8min | Autor: Joshua Wiesner | 02.07.2023

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Unternehmer, die schon einmal Opfer eines Hackerangriffs geworden sind, kennen das Gefühl der Ohnmacht, wenn jede Hilfe zu spät kommt und einem nichts anderes übrig bleibt, als die Schäden des Angriffs im Nachhinein zu minimieren. Für all diejenigen, die sich und ihr Unternehmen vor den Folgen eines Hackerangriffs schützen möchten und nachts besser schlafen wollen, können sie dies mit Hilfe eines Penetration Testing erreichen.

Penetration Testing (auch Pen-Test genannt) ist ein Prozess, bei dem ein autorisierter Sicherheitsexperte versucht, Schwachstellen in einem Computersystem, einem Netzwerk, einer Anwendung oder einem physischen Standort zu identifizieren, indem er versucht, in das System einzudringen und die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.

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Wie Penetrationstests dazu beitragen, Hackerangriffe auf Ihr Unternehmen zu verhindern

Der Zweck eines Penetrationstests besteht darin, die Stärken und Schwächen eines Systems hinsichtlich seiner Sicherheitsmechanismen zu bewerten. Dies hilft Unternehmen und Organisationen dabei, ihre Sicherheitslücken zu identifizieren, bevor böswillige Angreifer dies tun. Ein Penetrationstest kann auch dazu beitragen, die Effektivität von Sicherheitsmaßnahmen zu bewerten, mögliche Einfallstore zu schließen und die Compliance Anforderungen mit relevanten Vorschriften und Standards sicherzustellen.

Welche Arten von Penetration Testing gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Penetrationstests, die je nach den Anforderungen des Betriebes oder der Organisation durchgeführt werden können. Einige der gebräuchlichsten Arten von Penetrationstests sind:

Black-Box-Tests:
Bei einem Black-Box-Test hat der Tester keine Kenntnis über das System und muss sich wie ein externer Angreifer verhalten. Der Tester versucht, in das System einzudringen und die Sicherheitsmechanismen zu umgehen, ohne vorherigen Zugang oder Kenntnisse zu haben.

White-Box-Tests:
Hier hat der Tester hingegen detaillierte Kenntnisse über das System und die zugrunde liegende Architektur. Der Tester kann den Quellcode, das Netzwerkdesign und andere wichtige Informationen über das System einsehen.

Grey-Box-Tests:
Hier verfügt der Tester über teilweise Kenntnisse über das System. Der Tester hat möglicherweise begrenzten Zugriff auf das System, z.B. als authentifizierter Benutzer oder als Benutzer mit eingeschränktem Zugriff.

Physische Tests:
Physische Tests umfassen den Versuch, physischen Zugang zu einem Gebäude, einem Serverraum oder anderen geschützten Bereichen zu erlangen. Der Tester versucht, Zugang zu erhalten, indem er Sicherheitsmechanismen wie Schlösser, Zugangskontrollsysteme und Überwachungssysteme umgeht.

Social Engineering-Tests:
Diese beziehen sich auf Versuche, menschliche Schwächen wie Vertrauen, Gier, Naivität oder Nachlässigkeit auszunutzen, um Zugang zu sensiblen Informationen oder Systemen zu erhalten. Hierbei wird eine Person dazu gebracht, unbewusst Informationen preiszugeben oder Aktionen auszuführen, die einem Angreifer helfen, in ein System einzudringen.

Red-Teaming:
Red-Teaming ist eine Methode der Penetrationstests, bei der ein „gegnerischer“ Ansatz verwendet wird, um ein Ziel aus einer schädlichen Perspektive zu betrachten und zu testen. Es ermöglicht einem Unternehmen, eine breitere Palette von Sicherheitsrisiken zu identifizieren, indem es sein eigenes Sicherheitssystem auf eine Weise testet, die einem Angreifer wesentlich ähnlicher ist als einem normalen Test. Red-Teaming-Tests können eine Kombination aus technischen, physischen und sozialen Angriffen sein, die darauf abzielen, Schwachstellen oder Sicherheitslücken zu identifizieren, die ein Angreifer ausnutzen könnte.

Die Wahl der Testform hängt von den Zielen und Anforderungen des Tests ab. Ein Penetrationstest kann auch als eine Kombination aus verschiedenen Testformen durchgeführt werden, um alle Schwachstellen des Systems zu identifizieren und zu beseitigen.

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Wann sollte man als Unternehmen einen Penetrationstest durchführen?

Ein Unternehmen sollte einen Penetrationstest in der Regel dann durchführen, wenn es seine Sicherheitsmaßnahmen überprüfen oder verbessern möchte. Dies kann in folgenden Fällen der Fall sein:

Vor der Einführung neuer Systeme:
Ein Unternehmen sollte einen Penetrationstest durchführen, bevor es neue Systeme oder Anwendungen in sein Netzwerk einführt, um sicherzustellen, dass es keine bekannten Schwachstellen gibt, die von potenziellen Angreifern ausgenutzt werden könnten.

Nach der Implementierung neuer Sicherheitsmaßnahmen:
Ein Unternehmen sollte einen Penetrationstest durchführen, um zu überprüfen, ob seine neuen Sicherheitsmaßnahmen effektiv sind und ob sie vor den neuesten Bedrohungen und Angriffstechniken schützen können.

Nach einem System- oder Netzwerkupdate:
Ein Unternehmen sollte einen Penetrationstest durchführen, um sicherzustellen, dass die durchgeführten Updates keine Sicherheitslücken eröffnen oder bestehende Schwachstellen aufdecken.

Für bestimmte Branchen sind Pentests bereits verpflichtend. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) beispielsweise benötigen eine ISMS-Zertifizierung gemäß ISO 27001. Die Durchführung von Pentests ist hier eine notwendige Voraussetzung, um als zertifizierte DiGA-Hersteller gelistet zu werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass Penetration Testing eine Momentaufnahme der IT-Sicherheit eines Systems ist. Daher sollten Unternehmen nicht davon ausgehen, dass ihr System sicher ist, nur weil ein Penetrationstest erfolgreich durchgeführt wurde. Stattdessen sollten sie regelmäßig Tests durchführen und ihre Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich verbessern.

Wie ist der Ablauf eines Penetration Test?

Der Ablauf eines Penetrationstests kann je nach den Anforderungen und Zielen des Tests variieren, aber im Allgemeinen umfasst er die folgenden Schritte:

  1. Planung:
    In diesem Schritt werden die Anforderungen und Ziele des Tests festgelegt und der Umfang des Tests definiert. Es wird auch entschieden, welche Art von Test durchgeführt werden soll, welche IT-Systeme und Anwendungen getestet werden sollen und wer am Test beteiligt sein wird.
  2. Informationsbeschaffung:
    In diesem Schritt sammelt der Tester Informationen über das zu testende System. Dies kann beispielsweise die Identifizierung von IP-Adressen, Netzwerk-Topologie, Betriebssystemen, Anwendungen, Zugangsberechtigungen und anderen relevanten Informationen umfassen.
  3. Schwachstellenanalyse:
    In diesem Schritt analysiert der Tester die gesammelten Informationen, um Schwachstellen im System zu identifizieren. Dabei kann es sich um technische Schwachstellen wie fehlerhafte Konfigurationen, Sicherheitslücken und Schwachstellen in Anwendungen handeln.
  4. Exploitation:
    In diesem Schritt versucht der Tester, die identifizierten Schwachstellen auszunutzen, um in das System einzudringen und den Zugriff auf vertrauliche Daten oder Funktionen zu erlangen. Dies kann durch das Ausführen von Code, das Umgehen von Sicherheitsmechanismen oder das Ausnutzen von Anwendungsfehlern erfolgen.
  5. Berichterstellung:
    Nach Abschluss des Tests wird ein Bericht erstellt, der die Ergebnisse des Tests und die identifizierten Schwachstellen sowie Empfehlungen zur Behebung der Schwachstellen enthält. Der Bericht wird an die entsprechenden Stellen in der Firma weitergegeben, um die notwendigen Maßnahmen zur Behebung der Schwachstellen zu ergreifen.
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Was sind die Schritte nach einem erfolgreich ausgeführten Pen-Test?

Wenn der Penetrationstest erfolgreich durchgeführt wurde, folgen in der Regel folgende Schritte:

  1.  Erstellung eines Berichts:
    Alle Ergebnisse des Pen-Tests sollten in einem Bericht zusammengefasst werden, der an den Auftraggeber des Tests verschickt wird. Der Bericht sollte die Schwachstellen, die während des Tests identifiziert wurden, zusammenfassen, einschließlich Details zu ihrer Schwere.
  2. Empfehlungen zur Behebung:
    Der Bericht sollte auch Empfehlungen zur Behebung der identifizierten Schwachstellen enthalten.
  3. Bewertung der Ergebnisse:
    Der Auftraggeber des Tests sollte die Ergebnisse des Pen-Tests bewerten und die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um die identifizierten Schwachstellen zu beheben.
  4. Nachverfolgung:
    Der Auftraggeber sollte den Fortschritt der Umsetzung der Empfehlungen nachverfolgen und regelmäßig neue Tests durchführen, um sicherzustellen, dass die Schwachstellen behoben und die Sicherheit des Netzwerks aufrechterhalten werden.

Welche Folgen kann es für ein Unternehmen haben, keinen Penetration Test durchzuführen?

Als Unternehmen keine IT-Sicherheitsaudit durchzuführen, bedeutet im Umkehrschluss, sich den Gefahren von Angriffen aus dem Internet auszusetzen. Ein nicht erfolgter Sicherheitstest lässt womöglich eine Schwachstelle unbemerkt, die dann das Einfallstor für den Angriff bildet.

Sicherheitsrisiken:
Ohne einen Penetrationstest können Schwachstellen in ihrem Netzwerk oder ihrer Anwendung unentdeckt bleiben. Angreifer können diese Schwachstellen ausnutzen, um in ihr System einzudringen und auf vertrauliche Informationen zuzugreifen oder ihre IT-Systeme zu beschädigen

Datenverlust:
Wenn ein Angreifer Zugang zu ihren IT-Systemen erhält, können sie vertrauliche Informationen stehlen oder löschen. Dies kann zu Datenverlust führen und das Vertrauen ihrer Kunden beeinträchtigen.

Compliance-Verletzungen:
Einige Branchen haben spezielle Bestimmungen, die den Schutz von Informationen regeln. Wenn Sie als Unternehmen keine Penetrationstests durchführen, können Sie gegen diese Vorschriften verstoßen und rechtliche Konsequenzen wie Bußgelder oder Haftungsklagen riskieren.

Reputationsverlust:
Wenn ihre Systeme angegriffen werden und Datenverlust und andere Sicherheitsprobleme auftreten, kann dies zu einem erheblichen Imageverlust führen. Kunden und Partner können das Vertrauen in ihr Unternehmen verlieren, was zu einem Rückgang des Umsatzes und der Geschäftsbeziehungen führen kann.

Betriebsstörungen:
Ein erfolgreicher Angriff auf ihr System kann dazu führen, dass ihre Systeme nicht mehr funktionieren oder offline gehen. Dies wird wahrscheinlich zu Betriebsunterbrechungen und einem Rückgang der Produktivität führen, was sich wiederum auf den Umsatz auswirken kann.

Hohe Lösegeldzahlungen:
Bei Ransomware Angriffen werden wichtige Dateien und Zugänge eines Unternehmens verschlüsselt. Nur gegen Zahlung eines Lösegelds können die Dateien wiederhergestellt und vor der Löschung bewahrt werden. Diese Lösegeldzahlungen sind meistens lohnenswerter als die komplette Wiederherstellung von betroffenen IT-Systemen.

Schlussendlich sollte ein Unternehmen lieber vorher agieren als danach reagieren, um grobe wirtschaftliche und Imageverluste zu vermeiden.

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Aktuelles Beispiel zeigt mögliche Folgen eines Hackerangriffs

Ein aktuelles Beispiel zeigt, welche Folgen zu erwarten sind, wenn die IT-Sicherheit nicht ausreicht, um das Unternehmen von einem Angriff zu schützen.

Anfang des Jahres 2023 wurde der WISAG Konzern erneut Opfer eines Hackerangriffs, der zu weitreichenden Betriebsstörungen führte. Das Unternehmen, welches im Bereich Facility-Management, Industriedienstleistungen und Flughafen-Services tätig ist, musste ihre IT-Infrastruktur zeitweilig herunterfahren, um sich vor negativen Folgen des Angriffs zu schützen. Die Folge war, dass die gesamten operativen Prozesse im Unternehmen etwa eine Woche lang massiv gestört waren und das Unternehmen Gehälter für über 55.000 Mitarbeitende erst verspätet nachzahlen konnte.

Quelle: Wieder Hackerattacke auf Wisag-Konzern

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine IT-Systeme Opfer eines Hackerangriffs wird?

Die Gefahr, die für ein bestimmtes Unternehmen besteht, von einem Hackerangriff betroffen zu sein, hängt von einigen Faktoren ab. Größe, Branche des Unternehmens, Art der gespeicherten Daten des Unternehmens und IT Sicherheitsvorkehrungen, die implementiert wurden.

Laut dem Hiscox Cyber Readiness Report wurden etwa 43% der Unternehmen weltweit im Jahr 2021 Opfer von Cyberangriffen. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wann mein Unternehmen von einem Angriff betroffen sein wird.

Viele Unternehmen haben leider immer noch eine „mich trifft es sowieso nicht“-Einstellung im Zuge der Informationssicherheit. Eine fahrlässige Haltung, wenn man sich die Statistiken anguckt.

Ganz ausschließen lässt sich ein erfolgreich geführter Cyberangriff nie, auch nicht mit noch so hohen Investitionen in die eigene IT-Sicherheit. Soviel steht fest. Jedoch kann die Wahrscheinlichkeit durch die richtigen Maßnahmen deutlich verringert werden. Penetration Testing ist genau eine dieser Maßnahmen, die ein Unternehmen vor bösen Überraschungen bewahren.

Was gibt es in der IT-Sicherheit für Alternativen zum Penetration Test?

Vulnerability Assessment:
Vulnerability Assessment ist ein Prozess, bei dem Computer und Netzwerke auf bekannte Schwachstellen und Sicherheitslücken untersucht werden. Dieser Prozess kann manuell oder automatisiert erfolgen und dient dazu, potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu bewerten, um das Risiko eines Sicherheitsvorfalls zu minimieren. Es wird verwendet, um die Sicherheit des Systems oder Netzwerks zu überwachen und zu verbessern.

Security Auditing:
Ein Security-Audit ist ein formelles Verfahren zur Bewertung der IT-Sicherheit eines Unternehmens oder eines Systems. Es beinhaltet die Prüfung der internen Kontrollen, der Verfahren und der technischen Sicherheitssysteme, um festzustellen, ob sie den geltenden Sicherheitsrichtlinien und -standards entsprechen. Ein Security-Audit kann auch eine Bewertung der Risikobereitschaft des Unternehmens beinhalten. Der Audit kann auch helfen, Missbrauch und Fehlverhalten aufzudecken, indem er Schwachstellen und potenzielle Bedrohungen in einem System identifiziert.

Threat Modeling:
Threat Modeling ist eine systematische Methode zur Analyse von Schwachstellen und Bedrohungen in einer Software, einem System oder einer Infrastruktur. Es bedeutet, dass potenzielle Gefahren identifiziert und analysiert werden, um eine effektivere Sicherheit zu gewährleisten. Threat Modeling beinhaltet die Untersuchung möglicher Angriffspfade, die ein Angreifer nutzen könnte, um in eine Software oder ein System einzudringen. Es beinhaltet auch eine Risikoanalyse, um potenzielle Sicherheitsprobleme zu identifizieren und zu bewerten. Ziel ist es, Schwachstellen in der Sicherheit zu minimieren und das Risiko für den Betrieb und die Benutzer des Systems zu reduzieren.

Was ist der Unterschied zwischen einer Schwachstellenanalyse und einem Penetrationstest?

Eine Schwachstellenanalyse ist ein Prozess, bei dem ein System auf seine Schwachstellen hin untersucht wird. Dies geschieht, indem verschiedene Methoden verwendet werden, um die Schwachstellen zu identifizieren.

 Im Gegensatz dazu ist ein Penetrationstest eine spezielle Art der Schwachstellenprüfung, bei der ein Angreifer versucht, die Schwachstellen eines Systems zu nutzen, um damit Schaden anzurichten. Im Gegensatz zu einer Schwachstellenanalyse ist der Fokus des Penetrationstests darauf gerichtet, die Sicherheit des Systems zu testen, indem versucht wird, aktiv in das System einzudringen.

Über jemix

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Mit unseren Standorten in Berlin, Hamburg und Köln arbeiten wir vor allem mit Unternehmen aus der DACH-Region zusammen, betreuen zusätzlich auch internationale Unternehmen aus verschiedenen Ländern

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